Feinnadelpunktion
Sehr geehrte Patienten,
die Feinnadelpunktion ist eine einfach durchführbare, für den Patienten
risikoarme und relativ schmerzlose Methode, mit der mit einer dünnen Nadel
Gewebe aus der Schilddrüse oder aus anderen Organen zur Untersuchung
einzelner Zellen oder Zellverbände gewonnen werden kann. Insbesondere in
Jodmangelgebieten ist der Anteil an Patienten mit knotig umgeformten oder
regressiv veränderten Schilddrüsen hoch. Fast alle diese Veränderungen sind
gutartig, und es müssen jene wenigen Patienten herausgefiltert werden, bei
denen ein Karzinom vorliegt. Für diese Fragestellung hat die
Feinnadelpunktion mit anschließender zytologischer Untersuchung einen sehr
hohen Stellenwert. Der Ausschluss von Malignität stellt die Hauptindikation für
eine Feinnadelpunktion der Schilddrüse dar.
Nach Desinfektion der Haut wird eine feine Hohlnadel durch die Haut in die
Schilddrüse vorgeschoben. Eine lokale Betäubung erübrigt sich, da die Nadel
nur einmal eingestochen wird und für eine Betäubung ebenfalls ein Einstich
notwendig wäre. Unter sonographischer Kontrolle wird die feine Nadel nun in
jenen Teil der Schilddrüse vorgeschoben, der untersucht werden soll. Aus
diesem Gebiet wird dann durch die Hohlnadel eine Probe aus Zellmaterial
angesaugt. Nach Entfernen der Nadel genügt ein leichter Druck mit einem
Wattetupfer auf die Punktionsstelle.
Bei welchen Fragestellungen wird eine Feinnadelpunktion durchgeführt?
-
Klinisch und/oder sonographisch bzw. szintigraphisch Malignom-
verdächtiger Schilddrüsenknoten.
- Planung des chirurgischen Vorgehens, wenn unabhängig vom
zytologischen Befund eine operative Sanierung geplant ist
- Verdacht auf Lokalrezidiv bei bekanntem Schilddrüsenkarzinom
- Verdacht auf Metastasen in der Schilddrüse
- Knoten in der Schilddrüse bei Metastasen eines unbekannten
Primärtumors
- Entlastungspunktion bei großen Schilddrüsenzysten
- Diagnose und Erregernachweis bei akuter eitriger Thyreoiditis ohne
Indikation zur Chirurgie
- Subakute Thyreoiditis de Quervain bei diagnostisch unklaren Fällen
- Chronische Immunthyreoiditis bei diagnostisch unklaren Fällen
- Herdbefund bei chronischer Immunthyreoiditis zum Ausschluss eines
Lymphoms
Gegenanzeigen sind lediglich eine deutlich erhöhte Blutungsneigung oder die
Einnahme von gerinnungshemmender Medikation.
Voraussetzungen zur Feinnadelpunktion sind, dass der durchführende Arzt in
der Punktionstechnik und der Pathologe in der zytologischen Beurteilung
erfahren sind. Zuvor wird eine Schilddrüsensonographie und in der Regel
auch eine Schilddrüsenszintigraphie durchgeführt (Differenzierung Zyste-
Herdbefund, Beurteilung von Echogenität und Randbegrenzung). Ist ein
Knoten gut tastbar, so kann die Punktion auch unter palpatorischer Kontrolle
erfolgen. Nicht eindeutig tastbare Knoten und kleinere Knoten werden in der
Regel unter sonographischer Kontrolle punktiert. Die diagnostische Wertigkeit
der Feinnadelpunktion ist ausgesprochen hoch. Sensitivität und Spezifität der
Punktionszytologie liegt in Bezug auf den Nachweis maligner Tumore der
Schilddrüse bei Untersuchern mit langjähriger Punktionserfahrung und bei
erfahrenen Zytopathologen bei 80 - 90%.